Samstag, 4. September 2010

Ich meinte immer, tiefer, schlimmer, grausamer, verachtender kann mich diese beschissene Krankheit nicht treffen, aber sie hat es geschafft.
Wo vor fünf Wochen nichts, aber auch gar nichts zu sehen war, sind nun viele, viele, viele schwarze Flecken auf und in meiner Leber. Ich bin zusammengebrochen, für mein Befinden gibt es keinen Ausdruck. Ich weiss nicht, wie ich ins Auto und dann direkt zur Onkologin gefahren bin, die Radiologen hatten mich netterweise schon angekündigt. Die sehen so was wohl auch nicht alle Tage. Ha.
Ich muss dann hier ein sehr, sehr großes Lob an meine Onkologin ausrichten, sie hat sich sofort alle Daten geschnappt, sich Zeit genommen und wir haben ein gutes persönliches Gespräch geführt und einen neuen Therapieplan entwickelt.
Ich muss nun, mehr als bisher, so viel mehr, meine Zeit qualitativ und glücklich begehen. Ich muss die glückliche Eintagsfliege werden, die all die großen, alten Eichenbäume zurückläßt in dem festen Wissen, ein tolles, glückliches, erfülltes Leben gehabt zu haben. Pläne, Pläne, Pläne. Die Diagnose muss auf keimenden Lebenswillen fallen, nicht in trockene Depression. Nicht: was geht nicht mehr, sonder: was geht!
Und der Kampf geht weiter. Es geht um Lebensqualität, wir müssen meine Schmerzen in den Griff kriegen, das Leben soll Spass machen. Ich bestimme, wo es lang geht. Das "Saure geben" wird aus einer Polychemotherapie bestehen, liposomales Doxyrubicin (Caelyx) , 5-FU, und Vinorelbine. Alles nicht gleichzeitig, sondern in wöchentlichem Abstand. Das 5-FU wird eine 24-Infusion sein.
Das Caelyx hatte ich gestern schon, sieht aus wie Erdbeerdaiquiry, ist aber sonst ziemlich ekelig.

Wegen dem Cortsion hatte ich Hunger auf dem Heimweg und habe mir erst ein Stück Apfelkuchen und dann leckere Landjäger-Würstchen gegönnt. Nach einer halben Stunde hatte sich die Kacke in einer Apothekentüte auf dem Rastplatz Cloerbruch wiedervereint. Bah, einfach nur Bah. Heute nehme ich dann Pillen gegen Übelkeit.

Jojo, das Bild deines 12 cm-Empyo-Würmchens hat mich sehr, sehr bewegt, ich muss es, ich muss es einfach noch sehen, riechen, anfassen. Es wird so weich sein, so gut duften.

Susi, den Laden machen wir auf, Du musst nur in die Pötte kommen;-))

Meiner Schwester, meinen Eltern geht es wohl sehr schlecht, auch wenn mein Vater zu den großen Schweigern gehört. Aber sie haben sich, sie können, müssen sich trösten, das kann ich nicht leisten.

Tja, und mein Mann, er fällt und steht stärker wieder auf. Ich liebe ihn, mehr, mehr, mehr.

Bitte meldet euch bei mir, erzählt mir was, lenkt mich ab, ich brauche euch.

Irgendwann, wenn die Kraft nicht mehr da ist, ist da nur noch Erinnerung, bitte verschafft mir noch die ein oder andere...Danke.

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